Weit draußen, so meinte man
zur Zeit des Kolumbus,
beginne das Meer zu kochen
und die Schiffe, hieß es,
blieben im zähen Salz
stecken. Das Unbeschreibliche
rückgebunden
an seine deutende Beschreibung
wie bei den Priestern. Damals
wusste man noch nicht,
dass man via Testosteronspiegel
die Dopaminproduktion steuern kann,
um durch Ausschüttungen von Oxytocin
und Vasopressin den Geliebten
bindungswillig zu machen.
Aber leer muss es sein,
das Blatt,
wenn Gott darauf schreiben soll.
Spätsommerlicht und ringsum die Stoppelfelder vergilben
vergilben falb und phantomschmerzbedrängt –
Rippen: so glauben wir wieder: die Rippen
und drei Tode graben wir tief
Schenkel: so denken wir wieder: die Schenkel
und dreimal greifen wir Leid
Kiefer: so fragen wir wieder: die Kiefer
und dreifach fügen wir blind was uns ungesagt bleibt
Großvater-Tode feldweit verstreut
Schwermut ach über die Erde gekrümmt nach verstümmelten Namen
manche wohl orthodox gläubig
andere die katholisch vielleicht
Schmerzreste wir klauben sie sorgsam zusammen
wir ordnen Leidbrocken nach Stiefeln getrennt
bis unter den Dachfirst stapeln wir hier in aufgelassenen Speichern
was den Todesschrei überstand: Fleischstützen
zugfest wie Kupfer sandsteinbeständig
von Fleisch entblößt und von Atem
Gesichtsschädel ohne Gesicht das Güte
oder gerecht im Zorn
ja Aaskäfer sagt man die Fühler keulenförmig mit Haaren
Hinterleibsspitze meist bloßliegend sagt Fleischfliegenmaden
600 Arten v.a. in eiweißhaltigen Substanzen man sagt auch ein wahrer
Gottesgarten muss es gewesen sein für Mund und After
von Fadenwürmern etc. durchzieht doch der Darm
den Körper als schnurgrader Schlauch – nun aber
teils Wasser teils Harnstoff teils Kohlenoxid das Gesicht
nur Hydro- und Nitro- und Carbo-Konfigurationen
mit schlafendem Sauerstoff-Blau: unkenntlich der reine Ton
mit dem doch einst alles begann
Blau das wie Seen kühl sich verflüssigt
Blau das wie Berge kubisch kristallisiert
Blau das zwischen den Horizonten als Hauch
mittags sich über uns spannt
wenn wir Pelmeni essen am Rain
und schauen den Mehlschwalben zu
wie sie geordnet sich sammeln zum Abflug
und warten noch warten wie lange noch auf die sorgliche kleine
die alle tausend Jahre so heißt es
von abgeerntetem Feld häufelt sie sich ein Korn
um vom letzten endlich sich aufzuschwingen zur Sonne – –
und wie du mich ansiehst leise
sag ich dass über die Jahre vielleicht
nun ja ists dieselbe wohl nicht
Broadway-Vibrato E-Wellen belecken die Zehen Impulssprünge in Neon-Gewittern
Tokyo-Overdrive yeah Sankt Turbo wühlt sich ins Fleisch Hochtonanteil der Metro-Motoren
Favela-Flanger promisk yeah yeah putschts zwischen den Schläfen Signal-Interferenzen für Wellblechbaracken und so
wenns auf die Endstufe zugeht Leute Datenspurausfahrt Nacht
packt die Infinity PS 8 Subwoofer ihr Leute packt sie mir um mein Bett
und übersteuert mit Feuern die Nacht:
Gleichlaufschwankung der Antriebs-Hardware larvenverzerrend
ah hello Koronar-Tremolo come on light my fire –
Steilflankige Fuzz-Effekte puppenzersprengend
ah Atem-Dymanikspitzen come on set the night on fire –
und: Glatzkopf der rüber zum DJ grient Neon-Impuls Ecstasy Kokain
lass deine Zelle schmelzen hey Chorus!
und: Schwangere die sich Dröhnknöpfe ins Ohr krallt Underground-Hochton Feuchtigkeit zwischen den Falten
lass deine Zelle schmelzen hey Chorus!
und: Kindersoldat neben den Ghetto-Blaster gekauert Blech-Überdosierung Blutrausch im Auge
lass deine Zelle schmelzen hey Chorus c`mon!
Come on Chorus yeah yeah Elektronen-Azur überm Fade-out der Namen
come on now misch ihn dir bei den Schmetterlingsschrei
mit dem Break beim Regenbogen-Sustain und so
Vibrato Overdrive Fuzz
vergessen zu sein vergessen im Soundblau
raumweiten Vergessens sein
unter der Wort-Glocke nachtlang
in Reduktions-Klausur
mit glühenden Algorithmen
alle Mengen von Metamorphosen rückführend
auf ihre Elementarformen (Konturpunkte
auf die Parameterachsen projiziert) mit sieben
Namen hab ich nach dir gerufen da
verkündeten die Vögel das Morgenlicht und der Freund der das Morgenlicht war erwachte
und glänzte hell auf dem Strom den freundlich Aufbruchswinde wellten in jedem Schimmer Schicksal hergewinkt ein Río Nilo mag sein des Colón der vorüber La Rábida zogs ihn zog ihn zu unbetretenen Ufern über den
Fließleib der Tiefe wie er rötlich dahinströmt hier unverbaut unbegradigt mit Steingressling Schrätzer und Sterlet malmstufenalte Kalkfels- engen in freien Wirbeln durchbrechend
oder dem fernen Samara mit zwanzig das Zweitausend- und Guri mit vierzehn das Zehntausend- und Itaipù mit zwanzig Turbinen als High-Tech-Buster das Vierzehn- tausend-Megawatt-Morgenlied brüllend am hochgemauerten Fels
und im Schläfengeklüft irgendwo wenn er Soul dröhnt Bowie dröhnt Prince über frühsiebziger Analog-Sounds dröhnt roundings rotation born to be nature`s child on a carpet-
ride on the road on a Harley- hip ride the Hopper`s trip grass in your Nas und ist Strömungsmuster und Zufallscluster mit Prallhang und Gleithang und irgendwann Konvergenz der Prozesstrajektorien selbst auf das heillos verwischte
Gesicht einer erwachenden Tanja osteuropäischer Zunge weil mit Muund ist am schönnsten! im „Haus Hase“ (Kelheim dritte Etage der Seitenflügel) die einen rosa Wolga-Morgen weich ausatmet mit ihrem Traum
während am Rand der Welt ein Navaho-Kundschafter Schmuckfedern früher Götter im Haar wie er hinkniet am Ufer todwund und greift mit der hohlen Hand schöpft noch einmal das Glutgestirn das sein Blut ist da
verstummte das Lied der Vögel und der Freund der das Morgenlicht war erblich
Textund im Schweigen der Glocken
hochevakuiert mit Algorithmen alle Mengen
von Reflektion rückführend auf ihre
Elementarform (Widerscheinpunkte
auf die Parameterachsen projiziert) namenlos
rief ich dich augenlos aus dem Strom alle zehn
Finger krumm um den Mund
wie ein Zittern im Licht
zu kurz, um gewesen zu sein,
und schon gestillt, blassrosa,
im fraglosen Blütenblatt – Tagtraum
eines halben Schattens
du, ich,
wenn es war,
wenn ein unzeitig offener Lichtbogen
wundrandgenau
auf die Bruchstelle traf:
Und weggerissen die fünf
Grinde von ihrem Stumpf
verdunstet im Zucken des Lids Trug
der Ozeane, zerschmelzen die Berge
und grell orangerot, bis über die Venusbahn riesig, Sonne, ein
Todesstern, fackelt ringsum das Firmament ab – Stücke
sind Raum und Zeit, sagt Eckehart
(niemals
rühr ich an deine Lippen,
niemals
trifft mich dein Antlitz ins Herz)
Stücke. Doch Gott ist Eins.
Und meinte den Gott als Zahl,
versichern die Mathematiker,
gedacht als Achse des Imaginären
zwischen dem Nichts und der Nabe des Seins –
und ist doch in Wirklichkeit,
fürcht ich, ein trostreich
ersonnener Donner
zum Blitz der Zistrosen.
Einmal in diesem Licht
sprich mir deinen Atem ins Haar,
einmal, dass es mich gibt,
tritt hinter dem Schatten hervor.
Von halber Höhe aus plötzlich
– zwischen Bergzügen, hinter denen irgendwo
Küste beginnen muss, und von Olivenhainen umfangen
und Weingärten und weißen Häusern –
der See: zu klein, wie er da liegt, für die Menge der weiteverwöhnten
Yachten und Fischereifahrzeuge. Denn in Not und Gefahr,
in Krisensituationen – das Bewusstsein aber, zu weit
hat es sich schon entfernt vom Kern, vom Unhintergehbaren der Person –
werden die tieferen Schichten mobilisiert, kann es
zu Überschwemmungen mit archetypischem Material kommen: Flugdrachen,
sonneverdunkelnd, oder auf Schäfchenwolken erdenwärts auch
Engel, Blumen einer andern Welt im Strahlenhaar,
vom Selbst zum Ich
die Überbringer heller Energien – Lichtquanten,
und bleiben – sogar wenn paarweise
polarisiert und scheinbar nichts sonst als das wechselseitige
Gedächtnis ihrer Schwingungsrichtung – nur umso mehr
und über makroskopische Distanzen
auf ihre Quelle rückbezogen. So wars der Morgenstern,
bei dessen Anblick Shakyamuni im achten Jahr
zur Wirklichkeit aufwachte: Alle Wesen sind mit der Wesensnatur ausgestattet! Und von allem dem
singt ein Erinnern gleicher Melodie
uns im Gehör, klingt mir in deiner, dir in meiner Stimme, wenn der Blick sich
in die Tiefe klärt. Wie Binnenseen, die sehr unvermutet
durch schmale Fahrrinnen demselben
Ozean sich grenzenlos verbinden – nicht anders,
da in nur einem einzigen Prozent ihrer Gene
völlig verschieden, Menschen und Mäuse: sodass
das Nagergenom uns freundlich
den Weg aus der Erbkrankheit weist.
Sechsuhrzweiunddreißig – fast genau wie gestern,
wie morgen – schiebt sich das lidlose
Glutrund herauf über den Golf; wenn er die Nacht
stehend in Spekulationen verbracht hatte,
hob Sokrates dazu
anbetend die Arme. Später,
auf den Galapagos, unternahm Darwin
Wettrennen mit den Riesenschildkröten. Und am Ende besiegt,
den verzweifelten Kopf auf dem Tagebuch,
starb Scott in der Eiswüste. Den optimalen Zeitpunkt
für den Computerkauf gibt es schon lange nicht mehr –
die Informations-Igel haben allhier
uns immer schon überholt. Nur drei Sekunden
(den zweiten, langsameren Takt des Gehirns)
dauert die Gegenwart. Jetzt
küss mir die Augen, solange die Zeit
sie noch nicht mit dem Krähenfuß tritt,
und lass uns den sterblichen Leib – eine Harfe
Brahmas, wie Kabir sagt –
mit Musik optimieren: Jedes Gefühl
eine Zahl, jede Zahl ein Ton:
Analyse – Synthese – Sound – Selbsttranszendenz
ist der Imperativ der lebendigeren Systeme
und hochgetrieben den Rhythmus bis
einundzwanziguhrdrei – beinah wie gestern,
wie morgen – unterm Verandadach
spreiten sich plötzliche Drachenflügel
zu nächtlicher Zickzackjagd. Und der Engel,
womöglich, nimmt uns die Binde ab,