Zistrosen

Zistrosen

Zistrosen

wie ein Zittern im Licht
zu kurz, um gewesen zu sein,
und schon gestillt, blassrosa,
im fraglosen Blütenblatt – Tagtraum

eines halben Schattens
du, ich,
wenn es war,
wenn ein unzeitig offener Lichtbogen

wundrandgenau
auf die Bruchstelle traf:
Und weggerissen die fünf
Grinde von ihrem Stumpf

verdunstet im Zucken des Lids Trug
der Ozeane, zerschmelzen die Berge
und grell orangerot, bis über die Venusbahn riesig, Sonne, ein
Todesstern, fackelt ringsum das Firmament ab – Stücke

sind Raum und Zeit, sagt Eckehart

(niemals
rühr ich an deine Lippen,
niemals
trifft mich dein Antlitz ins Herz)

Stücke. Doch Gott ist Eins.

Und meinte den Gott als Zahl,
versichern die Mathematiker,
gedacht als Achse des Imaginären
zwischen dem Nichts und der Nabe des Seins –

und ist doch in Wirklichkeit,
fürcht ich, ein trostreich
ersonnener Donner
zum Blitz der Zistrosen.

Einmal in diesem Licht
sprich mir deinen Atem ins Haar,
einmal, dass es mich gibt,
tritt hinter dem Schatten hervor.

(Lesung Zauberberg 20.11.2013)

Kommentar

Schreibe einen Kommentar