Arkadische Rhapsodie

Arkadische rhapsodie

Arkadische Rhapsodie

Der Gott dieses Tals –
von erhöhtem Fels reglos
Bernsteinblick aus gehörntem Gesicht
über das Wipfelgewoge

und über das Meer und die Inseln bis hin zu Apollons Äthiopen –
dorthin, ach, als Junge auf rammbugbreiten
Matrosenschultern dorthin nur einen Sommer
entführt zu werden, wo sie die Antilope tanzen,
wo sie wie Rosenblätter dem Häuptling
das Abgeschnittne besiegter Krieger auflegen – –

nein, nicht zum Ort ihrer Untaten,
zu den unbesuchten allein
schweifen die Seelen immer
zurück vom Ufer des Acheron ruhelos – Weisheit,

o Weisheit der Babylonier,
die ihre Grenzsteine im Inneren
der Tempel aufstellten und Schöpfungsgötter
einmeißelten und weltalte Gestirne,

denn alles, die Urglutsekunde muss ja
schon alles enthalten haben, die sämtlichen subatomaren
Präfigurationen von Gold, von Weihrauch und Straußenei,
langschwänzigen Affen und schwarzglänzenden Sklaven,
mit denen nach Jahr und Tagen die Kundfahrer,
die wagemutigen, im Triumph heimkehrten aus dem Wunderland Punt,

und glüht nach noch immer in Morgenröten, wie
weit offen Austern sie einsaugen, nachtwund
aufsteigend von ihren Sitzen am Grund
um Globen aus Licht zu vollbringen,

oder die, so bezeugen es die Brahmanen,
mild die Erwählten erleuchten, dass sie
Sarasvati schauen, den dritten Fluss,
Strom der unteren Welt und der Poesie,

so klar, so unabweisbar wie ich
diesen Sandweg hier mit den paar Oliven,
die aus bienenumsummter Krone ein Windstoß
oder ein Kindskopf ganz frisch herabwarf:
Vielleicht, dass irgendein Tityrus, honiggelockt,
der weder Holzäpfel findet noch Esskastanien,
doch eine aufhebt und – ach, Fruchtfleisch, es

will sich nicht lösen von seinem Kern
bissfester Ewigkeit – sie mit prustendem
Fluch vor den Geißbock spuckt.

(Lesung im Zauberberg 20.11.2013)

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