Unter dem Abendstern

Unter dem Abendstern

 

Unter dem Abendstern

Schon die Schwüre allein zwischen sagen wir Belfast
und Shanghai oder Timbuktu Treueschwüre funklöslich
auf so eine Membrane gewispert dazu dann die Spasmen
elektronischer Kussexplosionen oder Umarmungsspannungen
aus Kapstadt feinabgetastet in Basel einschließlich
der Interferenzen von Kommunikationsphantomen
mit Frequenzmustern von Herzempfang und oszillierender Ahnung:

Des Weltäthers unsichtbar übergewaltiges Strömen
aufgeladen mit Schwingungssignalen von Millionen
Fernliebenden kosmisch codiert ein Girren ein Kosen
Jubel Gestammel Geschrei und mittendrin dieses Sehnen
von mir jetzt und dir – von deinem Paul in Pankow und seiner
Anna-Lisa in Abu Dhabi du mit hübsch rosigen
Öhrchen jetzt völlig Gehör und ich dein getreuer
Fernmund ich sprech übers Meer mich schwupp da hinein
denn auch unsere Sehnsucht ist eine du weißt von diesen räumigen
Wanderwellen aus denen Abend für Abend neu
von dir zu mir … ja sie allein ists die nun über mir sich
Anadyomene erhebt hell aus magnetischen Schäumen
gunstbereit funkelnd und funkelt doch eher begehrlich – –

und ich ach hab ich im März nicht willig ein Fisch
springend mein Prachtsilber erschöpft dass sich ihr Leuchten verstärkt
hab ich im Sommer ein Wald nicht damit ihr herrlicher
Glanz sanfter wandelt mein Laub hingestreut
und später im Jahr hab ich nicht ein eherner Berg
mich abgetragen damit ihr reineres Scheinen
hier kein Schatten befleckt – nun aber was bleibt
dem Blachfeld wenn sie ihm naht was ists noch als bloßer
Mund zu sein der sich aufreißt und schwerelos Schrei
weiß an dem weißen Strahl ihres Nachtaugs sich bricht:

O oberhalb aller Blütenfrühlinge groß
Göttin die du das Weltrund beschickst mit den genauen
Echogestalten winterlich lächelnden Lichts
mich im Laut umarmend mit einem kleinen Tod
der den Hauch im Raum überdauert

(Lesung im Zauberberg 20.11.2013)

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